von Thorben Hoffmeister (cafeliberte)
In der heutigen Zeit würde ich einem Pessimisten, einem Choleriker oder jemanden mit einem schwachen Herz nicht den Griff zur Zeitung empfehlen. Viel zu viele besorgniserregende Nachrichten erreichen uns jeden Tag. Hungersnöte in Afrika, Umweltkatastrophen in Asien, Drogenkriege in Süd- und Zentralamerika und Gewaltausschreitungen in Osteuropa.
Aber wir haben das Glück und leben in Westeuropa. Wir haben Filmfestspiele, ein Royal Baby und Hurra-Fußball vom FC Bayern. Dadurch muss man im innenpolitischen Teil der Zeitung schon ein bisschen genauer hinsehen, um die täglichen Schreckensmeldungen zu entdecken.
Unser Interesse wird dabei vor allem von Skandalen geweckt, bei denen wir im Laufe des Jahres von einem zum nächsten hetzten. Durch die Maße der Skandale rutschen die lebenserleichternden Maßnahmen und Entscheidungen aus Brüssel meist in den Hintergrund und werden nur noch von den wenigsten Menschen in Westeuropa wahrgenommen. Dabei verdienen alle Entscheidungen in der Öffentlichkeit eine Würdigung, denn ob es sich dabei um Glühbirnen, Gurken oder Staubsauger handelt: ohne diese Entscheidungen ist unser Leben kaum noch zu bewältigen.
Die meisten Bürger scheinen sich schon an dieses System gewöhnt zu haben und sie fühlen sich durch solche Nachrichten nicht mehr motiviert was dagegen zu machen, obwohl ihnen jeden Tag mehr Freiheiten genommen werden – in Deutschland erst recht nicht.
Wenn man aber nun die Überlegung anstellt, warum das so ist und dabei sein Umfeld beobachtet, dann müsste man auch als sehr kritischer Mensch eins bemerken: Den Menschen geht es trotzdem immer besser, oder optimistischer ausgedrückt: Den Menschen geht es noch zu gut.
Es klingt zunächst sehr paradox: Obwohl uns Tag-täglich mehr Freiheiten genommen werden, erhöht sich unser Lebensstandard von Jahr zu Jahr. Wie kann das sein?
Dies liegt vor allem an einem Industriezweig, den ich hier als „letzte Bastion der Freiheit“ bezeichne.
Es ist nämlich der letzte kapitalistisch geführte Industriezweig. Und bevor jetzt hier einer weg klickt, weil er das Unwort „Kapitalismus“ gelesen hat: Lesen Sie den Artikel bis zum Ende, ich werde dort kurz erklären, was Kapitalismus wirklich ist und wie er dargestellt wird.
In diesem Industriezweig kommt es von bahnbrechendem Erfolg zu bahnbrechendem Erfolg. Da der Rest hinterherhinkt, nimmt dieser Industriezweig logischer weise immer eine größere Rolle in unserem Leben ein. Kaum einer hat nicht mindestens ein Produkt dieses Industriezweiges. Der ein oder andere Linke würde jetzt wahrscheinlich sagen, dass dieser Industriezweig zum Komplott der kapitalistischen Weltelite gehört, um uns Schafe ruhig zu halten und uns noch mehr zu kontrollieren.
Es ist auch wahrscheinlich, dass die Menschen, wenn man ihnen all diese Produkte morgen verbieten oder sie massiv regulieren würde, sie spätestens übermorgen in Brüssel dagegen demonstrieren würden. Aber wenn man bedenkt, wie sehr die Entwicklungen in diesem Bereich zur Bildung beigetragen haben, dann wird einem schnell klar: Ohne das Ganze könnte man die Massen viel leichter im Dummen halten. Das hat bereits im Mittelalter und in den Oststaaten hervorragend geklappt. Dadurch ist eine Zugehörigkeit zu einem großen kapitalistischen Komplott (zumal die Weltelite sozialistisch ist und nicht kapitalistisch ist) ausgeschlossen.
Dennoch liefern die Produkte dieser Industrie den Menschen ein gewisses Gefühl von Freiheit, Selbständigkeit und Eigenverantwortung. Werte, die in unserer Welt schon längst als verloren gelten, eigentlich aber zu den wichtigsten überhaupt gehören. Immerhin hat das Fehlen dieser Werte schon häufig zu Revolutionen in dieser Welt geführt.
Man könnte also behaupten, dass durch diese Produkte die Menschen in einer Illusion leben und nur durch das entfernen dieser Produkte die Revolution gegen die vermeintliche Weltelite geführt werden kann.
Aber eigentlich will ich an dieser Stelle auf was ganz anderes hinaus:
Wenn die Menschen ein Bewusstsein dafür kriegen, was Freiheit eigentlich bedeutet, am Beispiel der Produkte dieser Industrie, wenn die Menschen ein Bewusstsein dafür erlangen, was Kapitalismus eigentlich bedeutet, am Beispiel dieses Industriezweiges und dann die Menschen ihre neu erworben Kenntnisse mit der restlichen Wirtschaft vergleichen, dann ist es möglich, die Vorteile zu behalten und trotzdem zu einem Umbruch im System zu gelangen. So muss es nicht zu gewaltsamen Ausschreitungen kommen, wie es aktuell in der Ukraine der Fall ist, wo zwei, von elitären Kreisen verblendete, Gruppen gegeneinander kämpfen und es im Grunde nur darum geht, wer am Ende Diktator spielen darf.
Aber um welche Industrie handelt es sich?
Die meisten Leser werden das wahrscheinlich schon längst wissen: Um die Computer- und EDV-Industrie. Computer, Fernseher, Handys, Internet, Soziale Netzwerke: Alles Produkte, die größtenteils ohne Regulierungen auskommen und trotzdem hervorragend funktionieren, sich rasend schnell weiterentwickeln und dennoch den Menschen das Leben wirklich einfacher gemacht haben. Auf Missachtungen von Menschen- und Tierrechten kann hingewiesen werden, jeder hat Zugriff auf eine unglaubliche Datenbank und sogar Massenproteste in Staaten mit völliger Kontrolle wurden damit organisiert.
Hier waltet schlichtweg purer Kapitalismus und wirklich allen ist geholfen(außer Machteliten, die um ihre Stellung bangen müssen).
Es treten aber auch immer wieder Schattenseiten am Rande des Geschehens hervor, das muss man fairer Weise hier erwähnen. Die meisten werden durch den Staat hervorgerufen – siehe die NSA-Affäre. Auch haben immer wieder „normale“ Bürgern diese Schattenseiten erzeugt – siehe das, statistisch gesehen, kleine aber medial höchst wirksame Thema Kinderpornografie. Man muss sich jedoch darüber klar werden, dass es immer böse Menschen geben wird, aber ein böser Mensch unter 10.000 Gesetzestreuen ist noch lange keine Begründung für staatlich geplante Eingriffe, wie Zensur oder totale Überwachung.
Um das allgemeine Problem in unserer Wirtschaft zu erkennen, lässt sich ein einfacher, oberflächlicher Schnelltest durchführen: Fragen Sie sich einfach selbst, in welchen Industrien es in den letzten 10 oder 15 Jahren zu Fortschritten kam und sortieren Sie diese Industriezweige auf einer Liste nach dem Kriterium, wie groß dieser Fortschritt war. Vergleichen Sie danach die Anzahl von Eingriffen die Berlin und Brüssel in all diesen Industrien gemacht hat und sie können schnell erkennen, wie sich staatliche Eingriffe zum Fortschritt verhalten.
Die „letzte Bastion der Freiheit“ zeigt uns, wohin Kapitalismus und Freiheit wirklich führen und dass ein regulierender Staat im 21. Jahrhundert längst ein Auslaufmodel sein müsste. Wenn sie wissen wollen, warum wir aber immer noch in einem solchen System leben, in einem System, wo uns sogar die richtige Definition des Wortes „Kapitalismus“ oder „Freie Marktwirtschaft“ vorenthalten wird, dann schauen Sie einfach, wer von diesem System profitiert und wer in diesem System die großen Entscheidungen mitgestaltet. Machen Sie nicht den Fehler, Macht mit Geld zu verwechseln. Wirklich profitieren tun nur die Mächtigen, nicht die Reichen.
So kommen wir zurück zur Eingangsversprochenen kurzen Erläuterung von Kapitalismus:
Kapitalismus, auch Freie Marktwirtschaft genannt, heißt vor allem Freiheit, also das Wegbleiben von Zwängen. Nicht nur Zwänge von staatlicher Seite bezogen auf das Individuum oder einer Gruppe, sondern auch das Wegbleiben von Zwängen durch Unternehmen auf Individuen. Damit ist es im Kapitalismus nicht möglich, dass Unternehmen jemanden ausbeuten können. Zwänge sind Grundsätzlich immer Unrecht. Wer sich einem Zwang oder Ausbeutung ausgesetzt fühlt, hat immer die Möglichkeit sich dagegen zu wehren (z.B. Kündigung oder das Unternehmen wechseln). Damit wird es für Unternehmen zum allerhöchsten(!) Gut, zufriedene Arbeiter und Kunden zu haben.
Sobald die Arbeiter oder Kunden bei einem Unternehmen unzufrieden sind, verlassen Sie es und suchen sich ein neues. In unserem System, wo viele Unternehmen staatlich geschützt sind, braucht der Unternehmer nicht die Konkurrenz fürchten, wenn er unzufriedene Kunden oder Mitarbeiter hat. Man schaue sich einfach nur mal die Bahn an: Tägliche Verspätungen aus technischen Gründen. Selbst beim Verfassen dieses Artikels sitze ich grade in einem Zug von München noch Köln mit 30-minütiger Verspätung, ich habe aber aufgrund der Gesetzeslage keine Möglichkeiten, auf ein anderes Bahnunternehmen auszuweichen. Zudem ist der Preis pure Ausbeutung. Dies hat nichts mit Kapitalismus zu tun. Dies ist Sozialismus.
Wenn das Wort Kapitalismus fällt, haben viele Menschen heutzutage reflexartig die Angst, dass Menschen, die auf der Strecke bleiben, immer weiter nach hinten fallen und nie wieder den Anschluss an die Gesellschaft finden können. Schauen wir uns dann einfach mal das Hartz-IV-System (also ein System finanziert durch staatlichen Zwang) an:
Wer arbeitslos wird und Hartz IV beantragt, muss zunächst erst mal all seine Ersparnisse auflösen. Damit fällt auch für die Kinder von Hartz-IV-Empfängern eine gute universitäre Ausbildung flach, zudem lernen sie früh, dass sie ohnehin Geld vom Staat bekommen und so kann man sagen: einmal Hartz IV immer Hartz IV. Hier trifft also genau diese Befürchtung ein, die viele Menschen in einem Kapitalistischen System haben. Aber auch Hartz IV hat nichts mit Kapitalismus zu tun, sondern ist purer Sozialismus, da dieses System nur durch Zwang finanziert wird.
In einem Kapitalistischen System wäre es eher so, dass die Menschen sich durch freiwillige Spenden an einem fairen Sozialsystem beteiligen. Denn selbst heute ist Deutschland das Land mit den zweit meisten Spenden auf der Welt, trotz einer Steuer- und Abgabenquote von bereits 70%. Auf Platz 1 stehen die USA, die sich diesen Platz vor allem durch die Superreichen, wie Bill Gates oder Mark Zuckerberg gesichert haben, welche in den Augen der Sozialisten als Verkörperung allen Übels gesehen werden.