von Gert Flegelskamp (flegel)
Der Termin für die Bundestagswahl 2013 rückt näher, eigentlich ein Zeitpunkt, an dem man beginnen sollte, über seine Wahl nachzudenken. Natürlich, theoretisch könnte ich mich verhalten, wie die meisten Menschen im Land (die, die noch wählen gehen), meine Wahlentscheidung nicht von der Politik der vergangenen Jahre abhängig zu machen, sondern tradiert wählen. Wäre ich gläubiger Katholik (eine für mich entsetzliche Vorstellung), dann würde ich natürlich CDU oder CSU wählen, denn so hätte es vermutlich der Herr Pfarrer gefordert und würde ich anders wählen, würde ich in der Hölle landen. Allerdings weiß ich nicht, ob das nicht besser wäre, als ständig auf Wolke 7 zu schweben und Hosianna zu singen.
Als Arbeiterkind würde ich tradiert natürlich die SPD wählen, denn das ist ja eine Arbeiterpartei, man muss nur daran glauben, so wie die CDU/CSU-Wähler ja auch glauben, ihre Partei(en) wären christlich.
Wäre ich Feminist oder Lehrer, kämen für mich nur die Grünen infrage, denn die sind ja für Gleichstellung und Umwelt. Aber Gleichstellung, das ist nichts für mich, war ich doch immer gewohnt, dass eine Frau mir sagt, wo es lang geht. Das würde mich nur verwirren. Andererseits, so ganz gleich ist ja auch nicht gemeint, oder? So wie ich das verstehe, dürfen die Männer als Antwort auf eine plurale Aussage (Frauen sagen immer, WIR müssen das und das machen, wenn es die Männer machen müssen) sich künftig auf ein Ja beschränken und das Schatz ist dann optional.
Dann ist da ja noch als Alternative die FDP, die kämpfen ja für Freiheit und Demokratie. Aber das ist eine kleine Partei und deshalb kann sie auch nicht für alle kämpfen, sondern nur für Leute ab Hotelbesitz aufwärts und weil ich kein Hotel (nicht mal eines) habe, können die ja auch nicht für mich kämpfen und die FDP fällt damit für mich aus.
Doch mein Problem ist, dass ich nicht tradiert wähle und das fordert von mir eine Entscheidung, die bei den meisten Leuten dann so aussehen kann, dass sie das kleinere Übel wählen. Aber das Problem dabei ist, dass ich inzwischen glaube erkannt zu haben, dass es das kleinere Übel nicht gibt, sondern dass es wie ein Gefängnisinsasse eingesperrt ist und deshalb das Übel nicht voll ausleben kann. Das Gefängnis der Parteien nennt sich Opposition und erlaubt diesen Parteien eigentlich nur, ständig zu behaupten, sie wären die Guten, obwohl sie in der Regel fast alle Schweinereien mitmachen, die das derzeit aktive Übel verübt.
Welche Partei soll ich aber dann wählen? Die Linken geht ja gar nicht, das sind ja alles Sozialisten (was ist das eigentlich, ein Sozialist??) und außerdem kommen die ja aus der ehemaligen DDR, wo man die Leute alle überwachen ließ. Das würden die anderen Parteien ja nieeee machen.
Also müsste ich eine neue Partei wählen, z. B. die AfD (Alternative für Deutschland). Aber halt, ich finde Deutschland, abgesehen von den Parteien und einigen anderen weniger sympathischen Leutchen eigentlich ganz gut. Das bedeutet, ich will keine Alternative, auch wenn die versprechen, den Euro abzuschaffen. Dieses Versprechen halte ich für ungefähr so glaubwürdig, als würde ich jemandem versprechen, ihm oder ihr eine Million zu schenken. Ich habe keine Million, nicht einmal einen Bruchteil davon, also wäre es ein leeres Versprechen und mehr ist das Versprechen der AfD auch nicht, denn selbst, wenn es ihnen ernst damit wäre, könnten sie es nicht, denn längst ist dieses Land ja an die EU und an den Euro gefesselt und würden wir versuchen, diese Fesseln zu lösen, ständen sofort die Briten, die Franzosen und die Amis auf der Matte und würden uns Verträge vor die Nase halten, die die früheren Regierungen von Deutschland wohl gar nicht kennen, sondern lediglich unterschrieben haben.
Und haben wir nicht schon lange das Gefühl, dass zu viel Beamte in der Regierung auch nicht gut sind? Da gilt es doch zu überlegen, ob einer Partei aus größtenteils verbeamteten Professoren wirklich eine Alternative ist, dazu noch Ökonomen, die zwar keine Prognosen für die nächsten 3 Monate hinkriegen, aber ganz sicher wissen, was in 30 bis 60 Jahren los sein wird. Neee, das gehe ich lieber auf die Kirmes (manche sagen auch Rummel dazu) und suche ‚ne Bude mit einer Wahrsagerin und ihrer Glaskugel. Wenn deren Versprechen nicht eintreffen, bin ich nicht enttäuscht, denn damit habe ich ja insgeheim gerechnet.