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Proteste in Portugal und Spanien: Das spanische Manifest

Posted by krisenfrei - 04/10/2012

Proteste in Portugal und Spanien: Das spanische Manifest

Die Proteste in Portugal und Spanien haben – relativ unbeachtet von unseren Medien – eine neue Dimension erreicht. In Portugal hat sich die ‚Bewegung der Empörten‘ inzwischen mit den Gewerkschaften und sogar der Polizei verbündet und selbst das Militär hat durch eine Erklärung deutlich gemacht, dass sie im Zweifel auf der Seite des Volkes stehen werden: Der Offiziersverband stellte klar, dass man sich, „wie es uns die Verfassung vorschreibt, niemals als Repressionsinstrument gegen unsere Mitbürger“ instrumentalisieren lasse. Man habe schließlich „geschworen, sie zu verteidigen“. Hunderttausende sind mittlerweile in Portugal auf der Straße, ein Generalstreik steht noch im Oktober bevor.

Die Proteste der Empörten in Spanien sind kleiner, haben aber eine Maximalforderung: Rücktritt der Regierung, Auflösung des Parlaments und eine neue Verfassung durch das Volk. Die internationalen Medien schweigen die Proteste entweder tot (the revolution will not be televised?), oder streichen ihre angeblich gewalttätige Natur heraus, die aber – wie mittlerweile wohl erwiesen ist – in Madrid vor allem durch eingeschleuste Polizeiprovokateure ausgelöst wurde, die ihre eigenen Leute angriffen. Man möchte die Situation eskalieren lassen und mit allen Mitteln verhindern, dass die Bewegung in der Bevölkerung so sehr Fuß fasst, wie dies in Portugal der Fall ist. Gerade das Vorgehen der Polizei scheint der Bewegung aber immer mehr Rückhalt zu geben.

Worum geht es bei den Protesten? Hier ist das Manifest der spanischen ‚Bewegung der Empörten‘:

Das spanische Manifest: Manifest 25-S

Wir, das spanische Volk, die wir unter den Folgen einer Krise leiden, die wir nicht selbst zu verantworten haben, sind zusammengekommen um dieses Manifest zu verfassen. Wir rufen alle Bürger auf, sich uns anzuschließen .

Wir sind mit einer Situation konfrontiert, die alle Grenzen des Ertragbaren sprengt. Wir sind die Opfer eines beispiellosen Angriffes, bei dem die Finanzkrise als Vorwand dient, unser Leben und unsere Freiheit zu zerstören.

Die Täter sind jene, die sich mit der Komplizenschaft aller parlamentarischen Kräfte als unantastbare Herrscherclique über uns erhoben haben. Sie manipulieren alle Bereiche des Staates und der Gesellschaft, um ihre überzogenen Privilegien zu erhalten und ihre maßlose illegale Bereicherung fortzusetzen.

Wir erleben, dass uns jede Möglichkeit genommen wird, diesen beispiellosen sozialen Raubzug zu stoppen. Die Regierungen, die uns systematisch ausplündern, tun das genaue Gegenteil von dem, wozu sie ihren Wählern gegenüber verpflichtet wären.

Es gibt für uns keine Gerechtigkeit vor den Gerichten – aber sie, die Banker, Politiker und Geschäftsleute, die die Situation verursacht haben, werden nicht zur Rechenschaft gezogen.

Wir erleben, wie die politische Elite unsere Grundrechte und unsere Freiheit mit Füßen tritt, und wie wir Opfer staatlicher Repression werden, sobald wir eine Änderung der Situation verlangen.

Wir wissen, dass die Probleme so gravierend sind, dass eine Lösung nicht durch die üblichen Mechanismen des politischen Systems und schon gar nicht von dieser Elite für uns, die Menschen, zu erreichen ist.

Deshalb fordern wir den Rücktritt der gesamten Regierung, die unser Land in die Irre leitet, die Benzin ins das Feuer gießt und die uns in die Katastrophe führt.

Wir fordern die Auflösung des Parlaments und sofortige allgemeine Wahlen zu einer verfassungsgebenden Versammlung. Diese Versammlung wird, unter Beteiligung aller gesellschaftlichen Kräfte, eine neue Verfassung erarbeiten, da wir die derzeitige Verfassung als nicht mehr gültig betrachten, denn sie wurde in Hinterzimmern verfasst, von einer kleinen Herrscherclique, dominiert von den etablierter Erben des Francofaschismus und jenen, die mit ihnen paktierten.

Es müssen aber die Menschen selbst sein, die für den Staat, in dem sie leben wollen, die Rahmenbedingungen schaffen und nicht, wie geschehen, von einem Machtzirkel diktiert werden, der ausschließlich seine eigenen Interessen vertritt.

Wir fordern eine grundlegende Revision der Staatsverschuldung Spaniens und ein Moratorium für den Schuldendienst – solange bis eindeutig feststeht, welchen Teil der Schulden die Nation tatsächlich zu verantworten hat – und zwar nachdem jener Teil davon abgezogen wurde, der nur den privaten Interessen weniger gedient hat und nicht für Zwecke verwendet wurde, die allen Bürgern zu gute gekommen sind.

Wir fordern strafrechtliche Ermittlungen gegen all jene, die in Verdacht stehen, sich an diesen Transaktionen bereichert zu haben, und wir verlangen, dass sie im Falle einer Verurteilung mit ihrem Privatvermögen haften.

Wir fordern eine Reform des Wahlgesetzes, damit Wahlergebnisse tatsächlich den Wählerwillen des souveränen Volkes widerspiegeln, was derzeit in keiner Weise der Fall ist.

Wir fordern die sofortige Aufhebung aller Reformen, die von der konservativen Partido Popular auf den Weg gebracht wurden, weil sie eine Katastrophe für unser Land sind und ein Verrat am demokratischen Auftrag, der ihnen vom Volk erteilt wurde.

Wir fordern eine gerechte Steuerreform. Dabei müssen zuallererst die Reichen und Privilegierten zur Kasse gebeten werden.

Wir fordern die Aufhebung der von der Regierung verordneten Amnestie für Steuerhinterziehung, da sie eine unerträgliche Verhöhnung aller ehrlichen Steuerzahler darstellt.

Wir fordern die Abschaffung aller Privilegien bei der Ausübung politischen Verantwortung und die Umsetzung strengster Kontrollmechanismen zur Erfüllung dieser Aufgaben.

Wir fordern die sofortige Einstellung aller Haus- und Wohnungsräumungen, und verlangen günstige Mieten für die Häuser und Wohnungen, die jetzt in Besitz von Banken sind, denen mit öffentlichen Mitteln geholfen wurde.

Wir fordern, dass die vorhandene Arbeit unter allen Arbeitnehmern gerecht verteilt wird. Es ist ein großer Trugschluss zu glauben, dass Jene, die noch in Arbeit sind, nur mehr und härter arbeiten müssen. Dies nützt nur den Interessen und der Gier Weniger und es entspricht nicht den Interessen der einfachen Menschen.

Aus diesen Gründen rufen wir die Bürger auf, sich ab dem 25. September 2012 für unbefristete Zeit um das Parlament in Madrid zu versammeln und dort so lange zu bleiben bis die Regierung zurückgetreten ist und der verfassungsgebende Prozess eingeleitet wurde.

Dieser Prozess wird das Resultat sein, der Bündelung aller sozialen Kräfte, die für eine gerechtere Gesellschaft kämpfen.

Wir sind die überwältigende Mehrheit.
Wir sind das Volk.
Was wir verlangen ist richtig.
Wir werden Sie nicht davonkommen lassen.

VOM 25.SEPTEMBER AN WERDEN WIR DEN SPANISCHEN KONGRESS UMZINGELN!

Quelle: sein

6 Antworten to “Proteste in Portugal und Spanien: Das spanische Manifest”

  1. Ellen u. Jürgen Klüter-Spork said

    Wir können den Spaniern nur alles Glück und Stärke gegn Politiker und Bangster wünschen.Hier in dieser Meinungsdiktatur wird es so was nicht geben;die säßen schon alle im knast!!!

  2. Kassandra said

    Dieses Manifest ist Unfug. Es verwechselt Ursache und Wirkung.
    Wer hat in den letzten 30 Jahren in Spanien regiert und den ganzen Scheiss verursacht?
    Es waren die Sozialisten und die Separatisten und nicht die Partido Popular. Das Volk trägt auch insoweit Verantwortung weil es den Versprechen der Politiker glaubte. die diese Versprechen auch erfüllten AUF PUMP!!

    Jetzt ist der Karren an der Wand und man muss sehen, wie es weitergeht.
    Natürlich haben sich die Politiker und Bankiers bereichert, besonders unter den sozialistischen Regierungen. Das ist in Spanien so und anderswo auch.

    Ich muss wiederholen: dieses Manifest ist utopischer Unfug. Es erinnert mich an das kommunistische Manifest. Es möchte das Paradies auf Erden schaffen. Das hat noch nie und nirgends funktioniert.

    Ich möchte nur auf einen Punkt eingehen:
    „Die Steuergerechtigkeit“: Wer von diesen Empörten zahlt überhaupt Steuern?? Keiner.
    Wer kein oder wenig Einkommen hat, zahlt keine Steuern.

    Ein Problem in Spanien ist die Deindustrialisierung, die mit Hilfe der Sozis und der Ökos vorangetrieben wurde. Jetzt fehlen die Arbeitsplätze und das Einkommen.
    Ein anderes Problem sind die Billigimporte aus China. Überall in Spanien eröffnen chinesische Geschäfte, die 2 Jahre steuerfrei sind und den spanischen Geschäften das Wasser abgraben. Nach 2 Jahren übernimmt ein Bruder oder die Frau das Geschäft und die Steuerfreiheit beginnt erneut. Auch auf den Märkten werden nur noch chinesische Billigstwaren verkauft. Die spanischen Produzenten können damit nicht konkurrieren, es sei den auf chinesischem Lohnniveau, womit die Empörten bestimmt einverstanden wären.

    Dagegen kann man anscheinend nichts unternehmen, denn Zapatero hat sich bei den Chinesen dermassen verschuldet, dass er diese Kröte schlucken musste.

    • uhupardo said

      Ganz selten habe ich so einen Mist (Pendant zu „Unfug“) gelesen. Ohne Hand und Fuss, vor allem ohne jeden Kopf. Es ist erstaunlich, wie viele es immer noch gibt, die bereit sind, freiwillig ihren fehlenden Durchblick auch noch explizit durch Zeilen zu manifestieren und sich die Zeit dafür nehmen.

      Dies nicht verstanden

      Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt

      Vor allem das nicht verstanden

      Wer ist schuld an der Krise?

      … nur in der Lage, sich von RTL und BLÖD in einen Konflikt der einen gegen die anderen drängen zu lassen. Weil nicht begriffen wurde, dass eben nicht alle in einem Boot nebeneinander sitzen. Das Boot hat zwölf Stockwerke. Und im zweituntersten Stockwerk sitzen diejenigen, die denen im untersten die Schuld daran gebgen, überihre Verhältnisse zu leben, während sich die im obersten Stockwerk vor Vergnügen auf die Schenkel hauen.

      (DIesen Text war es wert für alle, die mitlesen, denn bzgl. Kassandra ist es pure Zeit- und Kraftverschwendung.)

    • Sven Boernsen said

      Ich möchte auch widersprechen. Die Ursache dieser so genannten Krise ist in den Enscheidungen der so genannten Elite zu suchen. Konkret: Wenn sich spanische Bankiers und Politiker bereichern, dann ist das unentschuldbar und fordert Konsequenzen, strafrechtrechtliche und privatrechtliche. Da gefällt mir das Konzept oben ausgesprochen gut. Und wenn es anderswo genauso ist (wie wir ja wissen) dann hat das Pilotcharakter. Das sollten wir in Deutschland auch fordern. Das heisst: Wer im Bundestag nur abnickt, der sollte auch zur Verantwortung gezogen werden. Und wer als Bankster gegen elementare Grundsätze kaufmännischen Anstands verstösst, ja der soll auch mal sein Privatvermögen zur Disposition stellen. Kein Grund, warum das nicht auch für Politiker gelten soll.

      Dein Vergleich mit dem kommunistischen Manifest ist unhaltbar. Denn das war tatsächlich Utopie – und was für eine! – Die obigen Forderungen der Spanier gehen auf die Realität 2012 ein. Sind alles, nur keine Utopie. Letzlich bedeuten sie:

      1. Kriminalität – und sei sie noch so gewaltig – muss bestraft werden!
      2. Schäden – und seien sie noch so gewaltig – müssen ersetzt werden!

      Das entspricht auch unserer (bisherigen) politischen Kultur in Europa. Deshalb: Ein ganz grosses Danke an unsere spanischen Freunde, die hier ein in D. schon vergessenes Körperteil zeigen.

      Keine Bange, ich rede vom Rückgrat.

      • Pleitegeier said

        Rückgrat?
        Dieses Körperteil haben die Politclowns der Blockparteien schon lange abgegeben.
        Die können nur eins.Wasser predigen und Wein saufen.
        Die Masse hat es immer noch nicht begriffen, lassen sich munter ausbeuten und wählen den Dreck immer wieder.

  3. uhupardo said

    Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die aktuelle Situation im Búrgerkrieg endet, weil 1. das Volk nicht nachgeben wird und 2. die neoliberale Regierung im Auftrag ihrer Herren nicht freiwillig auf die Pfründe verzichten werden. Jedenfalls irrt sich die Rajoy-Regierung gründlich, wenn sie glaubt, diesem Aufstand mit der Verschärfung von Repressalien beikommen zu können. Das giesst im Gegenteil mehr Öl ins Feuer.

    Interessant war, dass Verantwortliche des öffentlich-rechtlichen Fernsehens die Eier hatten, die Demos live zu übertragen … was in Deutschland, dem leuchtenden Beispiel der Demokratie, natürlich unterblieben wäre, wie Jaime Mayor Oraja weiss.

    “In Deutschland wäre das nicht passiert!”

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